Seit drei Jahren arbeite ich beim Flüchtlingsprojekt Ute Bock und heuer steht mein viertes Festival bevor. Das Wetter ist grau. In Wien regnet es. Der Zeitpunkt ist also perfekt, um sich ans Kommunikationskonzept zu setzen. An das Kommunikationskonzept für das Benefiz-Festival Bock auf Kultur in meinem Fall. Einmal im Jahr erklären sich nämlich österreichische Künstler*innen bereit dazu, für das vom Verein gegründete Festival auf die Bühne zu gehen. Und an der einen oder anderen Stelle unterscheidet sich ein Benefizfestival von einem „herkömmlichen“ Festival.
Daher würde ich unsere Herangehensweise gerne mit euch teilen, denn ein Festival ist ein Festival ist ein Festival aber nicht unbedingt ein Benefiz-Festival.
Was unterscheidet ein Benefizfestival von einem herkömmlichen Festival
Der größte Unterschied zu einem herkömmlichen Festival liegt sicher darin, dass Benefizfestivals in höchstem Maße kosten-effizient gestaltet werden müssen. Sprich: Sie dürfen nichts kosten und alle Einnahmen kommen dem karitativen Zweck zugute. Das wiederum heißt:
- Künstler*innen treten in der Regel unentgeltlich auf.
- Locations sind entweder gratis oder sehr kostengünstig.
- Für sämtliche obligatorischen Ausgaben müssen Sponsor*innen gefunden werden.
- In der Kommunikation der Veranstaltung spielt die Community eine große Rolle.
Dennoch gibt es viele Bereiche, die sich mit einem herkömmlichen Festival decken. Denn am Anfang steht das Konzept und mit ihm die Frage nach der Ausgangssituation.
Das Benefizfestival – die Ausgangssituation
Bock auf Kultur wurde 2003 vom Flüchtlingsprojekt Ute Bock ins Leben gerufen. Seither kommuniziert das Festival nicht nur regelmäßig über die Situation von geflüchteten Menschen in Österreich; es macht auch darauf aufmerksam, was von Seiten der Politik nicht passiert und wie man als Teil der Zivilgesellschaft aktiv werden kann.
Folgende Fragen waren für unser Konzept an erster Stelle relevant:
Wie genau sieht die Ausgangssituation aus?
- Gab es bereits ein Festival (in unserem Fall ja)?
- Gibt es bereits Locations oder Künstler*innen, auf die man zurückgreifen kann?
- Gibt es eine Webseite, einen Social Media Account, Räumlichkeiten, in denen man das Festival vorbereiten kann?
- Gibt es Sponsoren oder jemanden, der sich um die Kapitalsbeschaffung kümmern kann?
- Gibt es jemanden, der texten oder grafisch gestalten kann?
- Ist das Thema des Benefiz-Festivals in den Medien aktuell?
- Welche Künstler*innen haben sich in der Vergangenheit mit dem Festivals-Thema auseinandergesetzt?
- Welche Medien sind dem Thema wohlwollend gegenüber eingestellt?
- In welchen Print- und Online Medien kann man das Thema anbringen?
Durchatmen. Die erste Phase ist intensiv. Allein die Bestimmung der Ausgangssituation benötigt viele Stunden, viel Schweiß, viel Durchhaltevermögen. Doch es bildet die Basis für alle weiteren Schritte. Zu den aber später mehr.